Das Pektoral gehörte dem Obersalbenkocher Pa-nehesi. Die Vorderseite ziert ein großer, aufgesetzter Skarabäus. Er befindet sich in einer Barke und wird von den Göttinnen Isis (links) und Nephthys (rechts) flankiert. Die Szene ist oben von einer – aus der Architektur entlehnten – Hohlkehle mit geflügelter Sonnenscheibe sowie einem Rundstab und unten durch ein Band von herabhängenden Lotosblumen begrenzt. Auf der Rückseite des Objekts ist mittig die Unterseite des aufgesetzten Skarabäus mit einer Inschrift dargestellt. Rechts davor befindet sich Pa-nehesi. In betender Haltung steht er mit erhobenen Händen Osiris gegenüber, dem Totengott im Alten Ägypten. Er war entscheidend für die jenseitige Existenz des Verstorbenen. Osiris ist mumifiziert und mit der Atef-Krone dargestellt. In den Händen hält er seine Herrschaftsinsignien, den Krummstab und die Geißel. Über ihm steht sein Name in Hieroglyphen. Pektorale, wörtlich Brustschmuck, sind kleine Täfelchen, welche an einem Band oder einer Kette um den Hals getragen wurden. Sie wurden vor allem den Verstorbenen mit ins Grab gegeben. Dort platzierte man sie auf der Mumie und befestigte sie auf den Leinenbinden im Brustbereich.
Zu beliebten Motiven zählt die Darstellung eines Skarabäus in der Barke. Mit diesem Bild wird der Sonnenlauf thematisiert. Dies stand in direktem Bezug zum Verstorbenen, denn die Voraussetzung für ein Leben im Jenseits war die Wiedergeburt nach dem Tod, wie der Aufstieg der Sonne nach ihrer Unterwelts- bzw. Nachtfahrt. Bei diesem Pektoral war der Skarabäus jedoch nicht nur als Verkörperung der aufgehenden Sonne gedacht, sondern er hatte eine zweite Funktion. Die Inschrift auf der Rückseite kennzeichnet ihn als sogenannten Herzskarabäus. Bevor Pa-nehesi ins Jenseits übergehen durfte, musste er vor das Totengericht treten, dem Osiris als oberster Richter vorstand. Sein Herz wird mit der Feder der Maat, der Göttin der Wahrheit und Gerechtigkeit, auf einer Waage gewogen. Während dieses Vorganges spricht der Verstorbene das sogenannte negative Sündenbekenntnis und zählt alle schlechten Handlungen auf, die er nicht begangen hat. Wenn sein Herz leichter als die Feder ist, darf er ins Jenseits übergehen. Und damit das auch garantiert war, wurde das Herz vorher mit Herz-Sprüchen beschworen, die auf der Unterseite dieser Skarabäen in unterschiedlichen Ausführungen erhalten sind. Hier ist es auf die Namensnennung reduziert worden.
(M. Jung) (Ägyptisches Museum und Papyrussammlung)
- Place Discussed
- Egypt
- Published in
- Egypt
- Reference
- ÄM 1984 (inventory number)
- Rights URI
- http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/
- Source
- Europeana https://www.europeana.eu/en/item/334/Museu_ProvidedCHO_museum_digital_781__technical_number_